Unsere Auszeit in Kuala Lumpur
Drei Wochen in Kuala Lumpur liegen hinter uns und eine steht noch vor uns. Ich dachte, es wird mal Zeit für ein kleines Resümee 🙂
Ich fang’ am besten mal damit an, warum wir eigentlich so lange hier sind.
Früher, als wir regelmäßig Städtetrips gemacht haben, war es jedes Mal so, dass wir Zuhause gesagt haben, dass so ein Leben in der Stadt schon auch seinen Reiz hat. Es ist immer was los, man hat eine riesige Auswahl an Restaurants, Cafés und Einkaufsmöglichkeiten. Viele Städte haben Parks, die sich zum Relaxen, Sport machen oder Freunde treffen anbieten. Wir fanden einfach die Vorstellung cool, mal 2-3 Jahre in einer großen Stadt zu wohnen. Also theoretisch, denn wir hatten ja keine Erfahrung. Ein Trip übers Wochenende ist viel zu wenig Zeit, um einen Eindruck vom Big-City-Life zu bekommen 🙂
Im Moment haben wir das große Glück, dass wir das tun können, worauf wir Lust haben. Das brachte uns dann auf die Idee, einfach mal längere Zeit in einer Stadt zu verbringen. Wenn wir es jetzt nicht testen, haben wir wohl nicht mehr allzu oft die Gelegenheit dafür.
Und so schauten wir, welche Stadt infrage kam und die Entscheidung fiel recht schnell auf Kuala Lumpur. Ja – und jetzt sind wir seit drei Wochen hier 😀
Bevor wir nach Kuala Lumpur kamen, waren wir auf den Philippinen – ein Land, das wir uuunbedingt auf der Weltreise sehen wollten. Leider hatten wir von Anfang an kein gutes Gefühl dort. Es ist wirklich schwer zu erklären, aber wir fühlten uns nicht richtig wohl, hatten kaum Austausch mit den Lokals und der Vibe kam einfach nicht an. Außerdem gab es wenig Auswahl für Vegetarier und so beschränkte sich das Essen die meiste Zeit auf Gemüse mit Reis oder Instant Suppe aus der Tüte.
Wir waren auf den Philippinen nicht allein, denn wir reisten gemeinsam mit unseren Freunden Vivi und Arno von vivarno.travel und gemeinsam hatten wir eine echt tolle Zeit.
Trotzdem merkten wir, dass unser Akku immer leerer wurde. Aber wir hatten noch ein Highlight vor uns – eine 3-tägige Bootstour von El Nido nach Coron. Man fährt durch das Inselparadies und schläft dann zwei Nächte auf einsamen Inseln. Wenn irgendwas blöd lief, wir von irgendwas genervt waren oder so, sagten wir uns: “Hey, die Bootstour wird aber so geil. Die überwiegt am Ende das Negative.” …Jo, was soll ich sagen. Am Abend bevor die Bootstour startete, waren wir Essen und haben uns wohl eine Lebensmittelvergiftung eingefangen. Die Nacht war absolut Horror – wir hatten zu viert ein gemeinsames Zimmer und nur eine Toilette. Mehr muss man dazu wohl nicht sagen.
Natürlich mussten wir die Bootstour absagen.
Das war echt hart. Nicht nur, weil wir uns ewig darauf freuten, sondern, weil sie 260 € pro Person kostete und man eigentlich keine Rückerstattung bekommt. Eigentlich! Durch ein ärztliches Attest vom Krankenhaus und Kulanz seitens des Anbieters bekamen wir immerhin 50 % zurück. Zum Glück und besser als nichts.
Aber mit der Lebensmittelvergiftung und der abgesagten Bootstour war die Luft komplett raus. Die Akkus waren leer und wir saßen die restlichen Tage quasi nur noch die Zeit ab, bevor es für uns nach Kuala Lumpur ging. Auch wenn es sich vielleicht dramatisch anhört, war es aber halt einfach echt so. Wir wollten nur noch weg.
Deshalb waren wir unglaublich erleichtert, als wir im Flieger von Manila nach Kuala Lumpur saßen und das Land erstmal hinter uns lassen konnten.
Die ersten Tage in Kuala Lumpur waren einfach krass. Es fühlte sich an, wie der Himmel auf Erden. Grund dafür war auch unsere Unterkunft, denn diese war einfach der pure Luxus.
Wir hatten plötzlich eine riesige Auswahl an vegetarischen Speisen, wir hatten eine Küche und einen riesigen Kühlschrank. Wir hatten vor der Türe gleich einen Supermarkt, damit wir unseren Kühlschrank auch füllen konnten. Wir hatten eine heiße Dusche mit genug Wasserdruck und ein bequemes Bett. Wir hatten quasi all das, was wir auf den Philippinen nicht hatten. Und das genossen wir so sehr.
Der Spruch: “Man lernt etwas erst zu schätzen, wenn man es nicht mehr hat.” fühlten wir in dem Moment sehr. Wenn man sich 4 Wochen lang fast immer nur kalt abduscht, weiß man eine heiße Dusche sehr zu schätzen. Und wenn man immer nur das Gleiche isst, lernt man einen Supermarkt mit Auswahl sehr zu schätzen… ihr wisst, was ich meine.
Und so machten wir hier quasi Urlaub vom Reisen. Wir kochten jeden Tag frisch, teilweise auch sehr aufwendig. Wir gingen bummeln, shoppen und gönnten uns einen coffee to go. Einfach wie im Urlaub eben. Wir waren dabei nicht verschwenderisch, aber wir genossen den ganzen Luxus, der uns plötzlich zur Verfügung stand.
Nach und nach merkten wir auch, wie unsere Akkus wieder voller wurden. Und wie sehr wir diese Auszeit einfach gebraucht haben.
Das war auch der Grund, warum wir auf Instagram so gut wie offline waren. Wir waren mit uns selbst beschäftigt und genossen es, den Tag so zu gestalten, wie wir Lust hatten.
Klar geht das auch, wenn man auf Instagram aktiv ist, aber was zeigt man, wenn man wenig erlebt? Ich glaube, niemand interessiert es, wenn ich jeden Morgen zeige, dass wir Kaffee trinken, nur damit ich etwas poste. 😂
Unsere Unterkunft hat auch ein Pool und ein Fitnessstudio und so konnten wir endlich mal wieder ein paar Routinen entwickeln. Sport wurde in unseren Alltag integriert und die To-do-Liste langsam abgearbeitet – endlich auch Punkte, die wir schon lange vor uns her schieben.
So eine lange Zeit nach Kuala Lumpur zu gehen, war rückblickend einfach die beste Entscheidung. Es war genau das, was wir brauchten. Denn auch, wenn wir relativ wenig Sightseeing gemacht haben und viel in der Unterkunft waren, wurde uns nicht langweilig.
Erst jetzt, nach drei Wochen kommt so langsam wieder das Reisefieber zurück. Wir haben wieder Lust auf neue Eindrücke und weiterzuziehen. Wir sind froh, dass wir noch 1 Woche hier haben, um die Weiterreise zu planen und noch ein paar Dinge abzuarbeiten.
Abschließend steht aber noch eine Frage im Raum:
Ist ein Leben in der Großtadt was für uns? 😀
Jaein.
Wow. Was für eine Antwort.
Also, generell können wir uns vorstellen, für eine gewisse Zeit in einer Stadt zu leben. Wien, Dresden, Berlin – all die Städte haben uns super gut gefallen. Natürlich auch Kuala Lumpur, aber grundsätzlich zieht es uns, glaub’ ich, irgendwann wieder nach Deutschland.
Generell sind Städte einfach cool, denn man hat so viel Auswahl von allem – Supermarkt, Kino, Shopping, Ärzte. Man muss nicht in DAS Fitnessstudio oder zu DEM Einkaufszentrum, weil es sonst keine gibt. Außerdem ist das öffentliche Verkehrsnetz super ausgebaut und man kommt schnell überall hin und braucht eigentlich kein Auto.
Auf der anderen Seite sind Städte auch anstrengend. Es ist immer was los, viele Autos (oder in Asien Mopeds), viele Menschen, viel Lärm. Man hat das Gefühl, dass jeder eher für sich lebt und irgendwie die Gemeinschaft fehlt. Je nach Typ Mensch kann das auch schnell ein Gefühl der Einsamkeit auslösen.
Wir wollen, wenn es möglich ist, ein Leben in der Stadt gerne mal ausprobieren, aber irgendwann zurück aufs Land kommen. Dort, wo wir unseren Gemüsegarten haben und einen Apfelbaum, der uns im Sommer Schatten spendet.